Mitte 20 stand ich vor dem Spiegel und fühlte mich wie ein Schatten meiner selbst. Gefangen in einem Strudel aus Modetrends, die sich jede Woche änderten. Jedes neue Teil, das die Fast Fashion Giganten wie H&M auf den Markt brachten, wurde zu einer Pflicht, zu einer Uniform, die ich getragen haben um irgendwie dazu gehören. Aber dieser Identität war nicht meine. Ich jagte einem Ideal hinterher das mir von außen von der Modemagazinen diktiert wurde , in der verzweifelten Hoffnung, irgendwann anzukommen – an einem Ort, an dem ich wirklich dazugehöre. Das Ergebnis? Ein Kleiderschrank voller Stücke, die nach kurzer Zeit ihren Reiz verloren, langweilig wirkten und sich kaum noch vielseitig kombinieren ließen. Und dann immer wieder derselbe Gedanke: Ich habe nichts anzuziehen. Doch je mehr ich mich anpasste, desto weiter entfernte ich mich von mir selbst. Ich fühlte mich verloren in diesem Meer aus Trends, die versprachen, mich ’neu‘ zu definieren, aber mich nur leer zurückließen. Doch irgendwann kam der Moment, in dem ich die Kontrolle zurückgewann. Ich fand zurück zu mir – zu meinem wahren Selbst. Wie es mir gelungen ist, mich von all dem zu lösen? Hier beginnt die Geschichte meiner Befreiung.





Mein Stil war zwar immer da, aber Trends gaben mir das Gefühl dazuzugehören
Wenn ich ehrlich bin, war Mode für mich schon immer eine Art Ausdruck von Individualität. Seit meiner Teenagerzeit, als ich gerade mal 15 war, begann ich, meinen eigenen Stil zu entdecken. Meine Eltern hatten damals nicht viel Geld für neue Kleidung, also mussten wir kreativ sein. Meine Mum und ich stöberten durch ihre alten Vintage-Stücke, durch Reststoffe und alles, was wir zu Hause hatten. Es war sozusagen unser kleines Mutter-Tochter-Projekt – und ich liebte es. Alle Ideen die ich nur im Kopf hatte, konnte meine Mum es mit ihre Nähmaschine auch gleich zu Hause umsetzen. Wir nähten Volants an schlichte Oberteile, verwandelten alte, gerade geschnittene Jeans in angesagte Flared-Jeans. Jede Naht, jeder Schnitt war ein Stück von mir, ein Ausdruck meiner Kreativität.
Ich hatte meinen Stil schon damals gefunden, auch wenn ich es nicht sofort erkannte.
Jedes Mal, wenn Freunde mich um Rat in Sachen Mode baten oder Fremde mich auf der Straße auf meinen Look ansprachen, fühlte ich mich bestärkt. Ich trug nicht einfach nur Kleidung – ich kreierte etwas, das ganz meins war. Es war diese Mischung aus ausgefallenen Einzelstücken, die ich in kleinen Boutiquen fand, und Kleidungsstücken, die ich über Jahre liebte. Ich kombinierte alles auf meine eigene Art, ohne wirklich darüber nachzudenken. Es fühlte sich natürlich an.
Aber dann als ich angefangen habe, mein eigenes Geld zu verdienen, war da dieser Drang, der sich langsam in mir einnistete: der Wunsch, „dazuzugehören“. Es eröffnete sich eine neue Welt der Möglichkeiten – und plötzlich war es nicht mehr nur Kreativität, die zählte, sondern auch das, was in der aktuellen Saison „angesagt“ war. Es fühlte sich irgendwie besser an, neue Kleidung zu tragen, die ich in einer Modekette gefunden habe und die auch von Promis aus dem Fernseher beworben wurden. Ich wollte nicht mehr anders sein, ich wollte nicht mehr auffallen – sondern dazugehören, mich sicher fühlen in der Masse.
Trends – sie gaben mir dieses trügerische Gefühl der Sicherheit.
Wenn ich mir ein neues It-Piece kaufte, fühlte ich mich plötzlich sicher. Plötzlich war da dieses Gefühl, stylisch zu sein, bestätigt von der Modewelt, in der ich mich bewege. Es war, als bräuchte ich die Bestätigung von außen, um sicherzugehen, dass ich „in“ bin.
Doch irgendwann, ohne dass ich es wirklich bemerkte, geriet ich in einen Strudel. Die Fast-Fashion-Industrie schien unaufhörlich neue Kollektionen auf den Markt zu bringen. Überall Rabatte, Aktionen, „Must-Haves“. Es war so einfach, sich in diesem Konsum zu verlieren. Und plötzlich fühlte sich mein Kleiderschrank nicht mehr genug an – trotz all der besonderen Stücke, die ich mit so viel Liebe ausgewählt hatte.
Der Zweifel begann an mir zu nagen.
Bin ich noch trendy genug, wenn ich nicht mitmache? Verpasse ich etwas, wenn ich nicht dieses neue „Must-Have“ kaufe? Ich spürte diesen subtilen Druck, mich ständig neu erfinden zu müssen. Dabei hatte ich doch meinen Stil – warum reichte das nicht? Es war ein schleichender Prozess, eine leise Manipulation, die mich immer mehr von mir selbst entfernte. Dieser ständige Drang, nach dem Neuen zu greifen, ließ mich an meinem eigenen Stil zweifeln. Ich wusste doch, wer ich bin, und trotzdem zweifelte ich. Es war, als würde die Modeindustrie mir sagen: „Du bist nicht genug, es fehlt dir noch etwas.“
Und genau das war der Moment, in dem ich realisierte, dass ich mich selbst verloren hatte – trotz all der Sicherheit, die ich in meiner Kleidung einst gefunden hatte.
Ich stand vor einer Entscheidung:
Folge ich weiter blind den Trends und lasse mich von ihnen bestimmen, oder finde ich zurück zu dem Stil, der schon immer da war – dem Stil, der wirklich mich widerspiegelt?





Trendy zu sein ist nicht schlecht, aber den eigenen Stil zu verlieren, das ist der wahre Verlust
Lass mich eines klarstellen: Modetrends können inspirierend und aufregend sein. Sie bieten uns die Möglichkeit, Neues zu entdecken, mit Farben und Schnitten zu spielen und uns kreativ auszudrücken. Manchmal ist es genau dieser frische Blick auf die eigene Garderobe, der uns begeistert. Trends können uns helfen, unseren Stil weiterzuentwickeln, uns neue Perspektiven zu eröffnen oder einfach mal etwas anderes auszuprobieren.
Aber das Problem beginnt dann, wenn wir Trends als Maßstab für unseren Stil nehmen und das Gefühl haben, nur dann gut gekleidet zu sein, wenn wir dem aktuellen Mode-Diktat folgen. Es wird zum Selbstzweck, blind allem zu folgen, was uns von Designern, Influencern und Social Media vorgegeben wird. Und dann fängt man an, Outfits 1:1 zu kopieren, ohne eigene Akzente zu setzen – und das als „eigenen Stil“ zu bezeichnen. Dabei bin ich mir sicher: Der wahre Stil liegt in der Authentizität. Trends kommen und gehen, aber der eigene Stil bleibt.
Wie ich meinen Weg wiedergefunden habe
Ich erinnere mich an einen Moment, als ich vor meinem Kleiderschrank stand und ein Outfit für ein Event aussuchen wollte. Die Versuchung, einfach etwas Neues zu kaufen, das gerade „in“ war, war groß. Aber an diesem Tag entschied ich mich, für ein Kleid zu greifen, das ich vor Jahren gekauft hatte. Kein Trendstück – aber mein Stück. Es war der Stoff, der Schnitt, die Erinnerung an den Moment, als ich es kaufte, die mich darin strahlen ließen. Als ich es anzog, fühlte ich mich nicht nur grandios, sondern auch kraftvoll. Es war genau das, was ich brauchte: ein Outfit, das nicht durch die Bestätigung von außen definiert wurde, sondern durch das, was sich für mich richtig anfühlte. Und es war so schön zu sehen, wie viele Komplimente ich für dieses Kleid bekommen habe – und das, obwohl es kein aktueller Trend war.
Stil ist mehr als die Kleidung, die ich trage


Heute weiß ich: Stil ist so viel mehr als das, was uns die Modewelt vorgibt. Er ist eine Reflexion meiner Persönlichkeit, meinen Erfahrungen und meiner Geschichten, die ich mit mir trage. Stil ist das, was mich unverwechselbar macht. Und deshalb geht nicht darum, jedem Trend blind zu folgen oder sich von den neuesten „Must-haves“ diktieren zu lassen. Es geht darum, sich selbst treu zu bleiben und Mode als Ausdrucksmittel zu nutzen, um das Beste von sich zu zeigen.
Früher war ich ständig auf der Jagd nach dem nächsten It-Piece, doch heute liebe ich es, Trends zu beobachten, ohne sie mein Selbstbild bestimmen zu lassen. Sie inspirieren mich, aber ich lasse sie in meinen eigenen Stil einfließen – ohne dabei zu vergessen, wer ich bin.
Auch mein Kleiderschrank hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Ich bin nicht mehr diejenige, die in den großen Modeketten regelmäßig shoppen geht. Stattdessen kaufe ich lieber bei kleineren, nachhaltigen Marken, die ihre eigene Stimme haben und Wert auf Qualität und Kreativität legen. Große Modehäuser und Fast-Fashion-Ketten versuche ich bewusst zu vermeiden. Mir geht es nicht nur darum, etwas Besonderes zu tragen, sondern auch bewusst zu konsumieren.
Es fühlt sich befreiend an, nicht mehr in der Schnelllebigkeit der Modeindustrie gefangen zu sein. Mein Stil ist ein Statement – eines, das ich selbst bestimme, und das bleibt so.
Lesetipp: 6 Schritte um einen eigenen Stil zu kreieren
Lebe deinen Stil, nicht den der Anderen
Wenn ihr euch in der Welt der Mode manchmal verloren fühlt oder das Gefühl habt, immer den neuesten Trends hinterherlaufen zu müssen, erinnert euch daran, dass ihr nicht dem Modekarussell folgen müsst, um stilvoll zu sein. Mode ist ein kreatives Spielfeld, aber es ist euer Stil, der euch stark und einzigartig macht. Ihr könnt Trends nutzen um euch inspirieren zu lassen, aber bleibt euch selbst treu. Denn am Ende ist es euer Stil, der die Geschichten eures Lebens erzählt und die eigentliche Stärke ist. Ich bin mir sicher, dass ihr genug Schätze in eurem Kleiderschrank findet, die ihr noch nicht auf verschiedene Art und Weise ausprobiert habt – und diese sind viel wertvoller als jeder Trend.
Hier sind ein paar Schritte, die euch helfen können, den eigenen Stil zu finden:
- Reflektiere deine Persönlichkeit: Frage dich, welche Farben, Formen und Materialien dich am meisten ansprechen und in welchen Outfits du dich selbstbewusst fühlst.
- Qualität statt Quantität: Investiere in zeitlose, hochwertige Stücke, die lange halten, anstatt ständig nach neuen Trends zu greifen.
- Spiel mit Trends, aber bleib dir treu: Lass dich inspirieren, aber passe Trends so an, dass sie zu deinem persönlichen Stil passen.
- Finde Marken, die deine Werte teilen: Unterstütze Labels, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen – so kannst du nicht nur deinen Stil pflegen, sondern auch etwas Gutes tun.
- Geh es langsam an: Dein Stil entwickelt sich über Jahre, nicht über Nacht. Genieße die Reise und hab Spaß dabei, deinen ganz persönlichen Look zu kreieren.